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Seitdem der Krieg ist

Seitdem der Krieg ist, erzählt ihr mir, ich müsste mich entscheiden.
Seitdem der Krieg ist, erzählt ihr mir, die anderen sind schuld.
Seitdem der Krieg ist, erzählt ihr mir von meinen Werten.
Seitdem der Krieg ist, erzählt ihr mir von euren Waffen.
Seitdem der Krieg ist, erzählt ihr mir, eure Waffen würden meine Werte verteidigen.
Seitdem der Krieg ist, legt ihr mir eure Waffen in meine Hände.
Seitdem der Krieg ist, sollen meine Hände eure Werte tragen.
Seitdem der Krieg ist, bestimmen eure Werte meine Schuld.

Seitdem der Krieg ist, wohne ich im Keller.
Und ich glaube euch kein Wort.

Denn es begann – wie immer – mit einer Lüge.
Der Lüge von verteidigten Menschenrechten und gebohrten Brunnen.
Der Lüge vom Antiimperialismus und der verteidigten Freiheit.
Der Lüge vom großen Abenteuer und dem sauberen Krieg für die gute Sache.
Der Lüge von Ruhm und Ehre und geretteten Leben.
Der Lüge, es gäbe keine andere Wahl.

Doch die Wahrheit ist:
Es gibt eine andere Wahl.
Und ja, ich kann mich entscheiden.
Entscheiden, nicht der Logik des Krieges zu verfallen.
Entscheiden, nicht im Nebel des Krieges verloren zu gehen.
Entscheiden, dass es mehr gibt als Schwarz und Weiß.

Mehr als Freund und Feind.
Mehr als Gut und Böse.
Mehr als das Eine und das Andere.

Denn eines steht fest,
dass Menschen Menschen töten, will ich nicht.
Nicht mit euren Waffen,
nicht für eure Werte.

Was sollen das für Werte sein,
die aus Menschen Schlächter machen,
die sich an die Schlachtbank führen,
die sich noch ins Fäustchen lachen,
wenn irgendwo die Bomben krachen.

Zerfetzt ist die Moral wie eine tote Leiche
und ihr erzählt mir jedes Mal das gleiche,
wenn es wieder losgeht irgendwo.
Doch fällt ein Mann nen Mann
im Krieg wie eine Eiche
Dann stirbt auch sie:
Die Menschlichkeit.

Diese Welt mit euren Werten
– und das ist ganz gewiss –
diese Welt ist nicht die meine.
Und damit hat es sich.
Zieht in eure Kriege ohne mich.